| | | Hallo Sarah, hmm, ich bin ja immer bereit, Heines Texte als ironische zu lesen, aber bei der "Wallfahrt" bin ich mir da nicht so sicher, ob das die Hauptsache ist. "Hochgebenedeite" ist jedenfalls sicher kein Ironiesignal, sondern fromme Anrede. Recht hast du bestimmt mit der Beschreibung der Maria im zweiten Teil, die durchaus eine ironische Ebene hat - wobei ich aber auch die Ebene stark machen würde, die so etwas wie naive Volksfrömmigkeit spiegelt: Da ist Maria dann eben die fleißige Heilerin, die sehr belebt und menschlich gedacht wird. Sowas kann man allerdings nicht schreiben, ohne zugleich in ironische Distanz zu geraten. Und aus Maria "Marie" zu machen, ist, denke ich, auch eher der Versuch, das Ganze volkstümlich-rheinisch klingen zu lassen. Wie gesagt, ein ironischer Unterton ist nicht abzustreiten, aber ich würde eher eine Lektüre starkmachen, die auf der Ebene funktioniert: Liebe ist eine schreckliche Krankheit, die nur der Tod heilt (ein großes Thema im ganzen "Buch der Lieder"!), und die Muttergottes bewirkt tatsächlich diese Heilung beim kranken Wilhelm. Anders war ihm offenbar nicht zu helfen, deshalb ist auch die Mutter mit dem Ratschluß Mariens am Ende offenbar irgendwie zufrieden. Also doch so etwas wie eine Heiligenlegende - aber eben eine gebrochene. Was im 19. Jahrhundert auch gar nicht mehr anders geht und zeigt, wie sehr der frühe Heine Romantiker (und damit Ironiker!) ist. Viele Grüße Robert |