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 Heine-Forum
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 Heines Kunstauffassung 07.09.2004 (13:54) Elisa
 Re: Mal wieder zu schwarz-weiß ... 07.09.2004 (17:06) Elisa
 Heine und die Zensur 10.09.2004 (14:34) Robert
Hallo Elisa,
Heine und die Zensur, das ist natürlich ein weites Feld (das, glaube ich, auch schon öfter hier im Forum verhandelt wurde). Ich habe die Arbeit von Günter Baumann nicht gelesen, aber er hat natürlich insofern recht, als Heines ganzes Schreiben natürlich ohne die Zensur gar nicht zu denken ist. Es gibt irgendwo nach 1848 eine Bemerkung Heines, nach der Revolution und dem Ende der Zensur habe sich die Literatur und auch sein eigenes Schreiben verändert/verschlechtert, weil es nun keine Instanz mehr gebe, die die Autoren zwinge, kunstvoll mit einer verborgenen Wahrheit umzugehen. Das scheint also für jeden Einzelzug jedes Textes zu gelten, gilt aber auch für ganze Werke: Nach dem Bundestagsbeschluß gegen das Junge Deutschland von 1835 z.B. kommt Heine erst einmal mit vermeintlich unpolitischen Schriften zum deutschen Volksglauben heraus - die aber, genau gelesen, ebenso seine Ideale einer (sinnlichen) Emanzipation vertreten wie die "Nachträge zu den Reisebildern" oder die Deutschland-Schriften.
So allgemein trifft es also auch den "Atta Troll", aber das dortige Plädoyer für eine autonome Kunst richtet sich doch stärker, finde ich, gegen die schlechte Polit-Lyrik der Vormärz-Literaten - z.B. die Freiligrath-Parodie oder Atta Trolls "politische" Reden. Im übrigen war der "Atta Troll" ja durchaus ein Zensur-Opfer: Die Buchfassung und der (wenn ich mich recht entsinne, vom Herausgeber beschnittene) Zeitschriftendruck unterscheiden sich nicht unerheblich (die Heine-Säkularausgabe druckt beide Fassungen ab).
Daß Heine die Zensur schnuppe war, kann man wiederum eher nicht sagen: Ich denke, sie gehörte zu den Bedingungen seines Schreibens, mit denen er sehr bewußt und sehr spielerisch umging. Schönstes Beispiel: In den "Reisebildern", ich glaube im "Buch Le Grand", gibt es eine Seite mit fingierten Zensorstrichen, also so, als hätte die Zensur stellen entfernt, wie es sonst üblich war. Der Text der Seite ist ungefähr so: "Die deutschen Zensoren ------------Dummköpfe----------"
Die schlausten Überlegungen zu dem Thema findest Du in den Aufsätzen von Norbert Altenhofer, Die verlorene Augensprache, Insel-Verlag, Frankfurt 1993(?), aber auch im nie genug zu lobenden Heine-Handbuch von Gerhard Höhn (Metzler, Stuttgart, gerade in 3. Auflage erschienen) findet sich einiges.
Viele Grüße - und gutes Weiterdenken!
Robert
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