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 Heines (Aus-)Sprache 14.02.2007 (18:18) enrico
hallo,
vielleicht hat hier jemand eine idee?! bin auf folgendes problem gestoßen: in "Neuer Frühling VI" (leise zieht durch mein gemüt) gibt es doch unreine reime (gemüt - frühlingslied; geläute - weite; sprießen - grüßen). hat das evtl. etwas mit Heines (aus-)sprache zu tun (vielleicht anlehnung an jiddish?), so dass es für ihn vielleicht sogar wie ein reiner reim klang???
danke schon mal.
enrico
 Re: Heines (Aus-)Sprache 21.02.2007 (17:14) Robert
Hallo Enrico,
na, ich weiß nicht.

Unreine Reime sind, gerade in den volksliedhaft und sich sozusagen wie sich von selbst dichtend daherkommenden Gedichten sicher kein Hinweis darauf, daß Heine die unreinen Reime nicht als solche gehört hat. Dafür war sein Sprachgefühl sicherlich zu fein (z.B. spielt er ja oft sehr bewußt mit den komischen Möglichkeiten des Reims, etwa in "Deutschland. Ein Wintermärchen"). Bezüge zu seinem jüdischen Hintergrund sehe ich gar nicht, zumal sich das, was wir heute als Jiddisch bezeichnen ja auch eher in der sprachlichen Diaspora in Osteuropa entwickelt hat, während die Sprache der Juden in Deutschland ja durchgängig stark ans Deutsch ihrer Umgebung rückgekoppelt war und in ständigem Austausch stand. In Heines Elternhaus und auch in der Hamburger Familie ist er jedenfalls meines Wissens mit einer Sprache aufgewachsen, die der seiner nichtjüdischen Umgebung weitestgehend geglichen haben wird.

Bei der ü-i-Nähe in Deinen Beispielen würde ich, wenn überhaupt, eher den rheinischen Einfluß vermuten (so wie Heine ja auch zeitlebens und gut rheinisch nicht so sauber zwischen Akusativ und Dativ unterschied wie die Schulgrammatik ...).

Spannende Frage, und meines Wissens gibt es auch ein paar ältere Untersuchungen, die solchen Fragen in Heines Sprache und Wortschatz nachgehen. Und dumpf erinnere ich mich auch an peinliche Machwerke der NS-Germanistik, die in Heine sprachlich den undeutschen Juden nachweisen wollten, z.B. weil er "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" dichtet und nicht "Ich weiß nicht, was es bedeuten soll". Da erübrigt sich wohl jeder Kommentar, und in eine solche Richtung zielte Deine Frage ja auch ganz gewiß nicht.

Viele Grüße
Robert
 Re: Heines (Aus-)Sprache 09.03.2007 (14:35) enrico
> hallo Robert,
danke für die ausführliche antwort. vielleicht ist es so, wie du vermutest. es war nur so ein gedanke, der mir beim lesen kam. könnten natürlich auch regionale einflüsse sein (ähnlich wie die viel zitierte stelle in Goethes FAUST: "Ach neige, Du Schmerzensreiche, / Dein Antlitz gnädig meiner Noth"). Oder eben nur ein stilmittel für diese besondere art der dichtung.
zu dem, was du am schluss schreibst, erübrigt sich allerdings jeder kommentar und darauf zielte die frage wirklich nicht.
nochmals: danke.
gruß und einen schönen frühling!
Enrico


Hallo Enrico,

> na, ich weiß nicht.
>
> Unreine Reime sind, gerade in den volksliedhaft und sich
> sozusagen wie sich von selbst dichtend daherkommenden
> Gedichten sicher kein Hinweis darauf, daß Heine die
> unreinen Reime nicht als solche gehört hat. Dafür war
> sein Sprachgefühl sicherlich zu fein (z.B. spielt er ja
> oft sehr bewußt mit den komischen Möglichkeiten des
> Reims, etwa in "Deutschland. Ein Wintermärchen"). Bezüge
> zu seinem jüdischen Hintergrund sehe ich gar nicht, zumal
> sich das, was wir heute als Jiddisch bezeichnen ja auch
> eher in der sprachlichen Diaspora in Osteuropa entwickelt
> hat, während die Sprache der Juden in Deutschland ja
> durchgängig stark ans Deutsch ihrer Umgebung
> rückgekoppelt war und in ständigem Austausch stand. In
> Heines Elternhaus und auch in der Hamburger Familie ist
> er jedenfalls meines Wissens mit einer Sprache
> aufgewachsen, die der seiner nichtjüdischen Umgebung
> weitestgehend geglichen haben wird.
>
> Bei der ü-i-Nähe in Deinen Beispielen würde ich, wenn
> überhaupt, eher den rheinischen Einfluß vermuten (so wie
> Heine ja auch zeitlebens und gut rheinisch nicht so
> sauber zwischen Akusativ und Dativ unterschied wie die
> Schulgrammatik ...).
>
> Spannende Frage, und meines Wissens gibt es auch ein paar
> ältere Untersuchungen, die solchen Fragen in Heines
> Sprache und Wortschatz nachgehen. Und dumpf erinnere ich
> mich auch an peinliche Machwerke der NS-Germanistik, die
> in Heine sprachlich den undeutschen Juden nachweisen
> wollten, z.B. weil er "Ich weiß nicht, was soll es
> bedeuten" dichtet und nicht "Ich weiß nicht, was es
> bedeuten soll". Da erübrigt sich wohl jeder Kommentar,
> und in eine solche Richtung zielte Deine Frage ja auch
> ganz gewiß nicht.
>
> Viele Grüße
> Robert

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