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 Heine-Forum
  Suche:

 Heine ein Chauvinist? 30.12.2002 (19:03) base
Es tut mir leid eine soclhe Frage in den Raum werfen zu müssen, aber in manch einem gedich schien mir Heine einen sehr übertriebenen Nationalismus zum Ausdruck zu bringen.- hab ich die Ironie verpasst oder hat er eine sochle haltung?

Danke im vorraus.

base
 Re: Heine ein Chauvinist? 30.12.2002 (21:06) Gylman
Hallo Base,
Heinrich Heine ist mit Sicherheit kein Nationalist! Es stand Deutschland ziemlich kritisch gegenüber und mußte deswegen nach Frankreich emigrieren. Ich zitiere einen Satz aus „Die schlesischen Weber“: Deutschland wir weben dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch- wir weben, wir weben! Ist so jemand ein Nationalist oder Chauvinist? Nenn mir bitte eine Stelle, wo Heine einen übertriebenen Nationalismus zum Ausdruck bringt.
Gruß
Gylman
 Re: Heine ein Chauvinist? 03.01.2003 (18:13) base
Ständig werden die deutschen Eichen erwähnt, und im Gedicht "heinrich" beschreibt er den König vor Canossa. Und die verse klingen sher "stolz"... Ich weiß das er mit den webern deutschland nicht in die Lüfte hob, aber benen wegen diesen paradoxen hin und her habe ich die Frage gestellt. War s normal lauefend die Deutschen Eichen zuerwehnen und auf andere länder zu schimpfen und ihenn den tod zu profezeihen...? (heinrich)

Danke

Base
 Heinrich - der Text 03.01.2003 (22:58) Wolfgang Fricke
... und ein Denkanstoß dazu
Hallo,
zunächst mal der Text des Gedichtes:

Aus »Zeitgedichte« in »Neue Gedichte«
      9
Heinrich

Auf dem Schloßhof zu Canossa
Steht der deutsche Kaiser Heinrich,
Barfuß und im Büßerhemde,
Und die Nacht ist kalt und regnicht.

Droben aus dem Fenster lugen
Zwo Gestalten, und der Mondschein
Überflimmert Gregors Kahlkopf
Und die Brüste der Mathildis.

Heinrich, mit den blassen Lippen,
Murmelt fromme Paternoster;
Doch im tiefen Kaiserherzen
Heimlich knirscht er, heimlich spricht er:

»Fern in meinen deutschen Landen
Heben sich die starken Berge,
Und im stillen Bergesschachte
Wächst das Eisen für die Streitaxt.

Fern in meinen deutschen Landen
Heben sich die Eichenwälder,
Und im Stamm der höchsten Eiche
Wächst der Holzstiel für die Streitaxt.

Du, mein liebes treues Deutschland,
Du wirst auch den Mann gebären,
Der die Schlange meiner Qualen
Niederschmettert mit der Streitaxt.«

-------------------------------------------------------------
Spontan fällt mir dazu ein, dass hier nicht in erster Linie versucht wird, Deutschland besonders herauszustellen, sondern dass hier eher ein Schlag gegen den Papst und die katholische Kirche geführt wird und dass die Gedanken Heinrichs auf die Reformation und Luther hindeuten sollen.

Gruß
Wolfgang

Heinrich Heine - Leben, Leiden, Werk und Hintergrund

 heine ist nationalist 03.01.2003 (18:17) adilos
hallo beide ,mir scheint ,dass Heine ein nationalist ist ,obwohl
er deutschland mit irone und spott beschrieben hat .Heine meinte
nicht das land sondern das politische System der sagte
altdeutschland wir weben dein Leichentuch .in einem anderen
Gedicht sagte er  "denke ich an deutschland in der nacht ,dann
bin ich um den schlaf gebracht "das Gedicht heisst nachtgedanken .
Hier sprach er über die alte Frau ,die nicht anders ist als
das deutsche Regim "der Vaterland kann nie verderben , jedoch
die alte frau kann sterben "Heine sehnte sehr nach Deutschland
aber nach einem demokratischen System .
 Re: heine ist nationalist 03.01.2003 (21:10) Gylman
Hallo Base und Adilos,
dem Nationalisten gilt das Vaterland als höchstes Gut. Ich glaube nicht, daß dies bei Heinrich Heine der Fall ist. Freiheit und Demokratie bedeuteten ihm mehr. Ich denke, mit der alten Frau meint er seine Mutter, sie ist es, die ihn an Deutschland bindet. Er schreibt in den Nachtgedanken:
Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr, wenn nicht die Mutter dorten wär.
Der letzte Vers dieses Gedichtes lautet:
Gottlob! Durch meine Fenster bricht französisch heiteres Tageslicht; es kommt mein Weib, schön wie der Morgen und lächelt fort die deutschen Sorgen.
Gruß
Gylman
 deutschland kerngesund 04.01.2003 (19:49) adilos
hallo gylman und andere
habt ihr schon einmal die wahl-esel von heine gelesen ,mir
scheint ,dass er hier wieder das deutsche absolute regime kritisch
machte .und heine ist immer in seinen schriften  an deutschland
sozusagen verbunden .wenn man an ein land denkt  ,dann ist man
schon nationalist oder hat man schon die ideen des nationalismus.
der beweis zeigt sich wieder in nachtgedanken"deutschland hat
ewigen bestand ,es ist ein kerngesundes land,mit seinen eichen
seinen linden ,werd ich es immer wiederfinden"

> dem Nationalisten gilt das Vaterland als höchstes Gut.
> Ich glaube nicht, daß dies bei Heinrich Heine der Fall
> ist. Freiheit und Demokratie bedeuteten ihm mehr. Ich
> denke, mit der alten Frau meint er seine Mutter, sie ist
> es, die ihn an Deutschland bindet. Er schreibt in den
> Nachtgedanken:
> Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr, wenn nicht die
> Mutter dorten wär.
> Der letzte Vers dieses Gedichtes lautet:
> Gottlob! Durch meine Fenster bricht französisch heiteres
> Tageslicht; es kommt mein Weib, schön wie der Morgen und
> lächelt fort die deutschen Sorgen.
> Gruß
> Gylman
 Re: deutschland kerngesund 05.01.2003 (12:41) Gylman
Hallo Adilos,
jemand, der sein Vaterland liebt ist nicht zwangsläufig ein Nationalist! Nationalist ist jemand, der nur auf sein Vaterland fixiert ist. Das ist bei Heinrich Heine eindeutig nicht der Fall! Diese Art von Nationalismus führt zu Kriegen. Als Deutsche können wir ein Lied davon singen.
Gruß
Gylman
Hallo adilos,
> habt ihr schon einmal die wahl-esel von heine gelesen ,
gerade in diesem Gedicht macht Heine sich über die Eseleien der Nationalisten lustig

> mir scheint ,dass er hier wieder das deutsche absolute
> regime kritisch machte .
Ich sehe das eher als Kritik an den Teutomanen, wie Heine die Nationalisten auch bezeichnete und die Heine in seinen Schriften immer wieder bekämpfte.

> und heine ist immer in seinen schriften an deutschland
> sozusagen verbunden .wenn man an ein land denkt ,dann
> ist man schon nationalist oder hat man schon die ideen
> des nationalismus.
Da verweise ich auf mein vorheriges Posting (Vielleicht Patriot?) und auf Gylmans Aussagen. Das ist eher Patriotismus oder Heimatliebe.

> der beweis zeigt sich wieder in nachtgedanken "deutschland
> hat ewigen bestand ,es ist ein kerngesundes land ,mit
> seinen eichen seinen linden ,werd ich es immer
> wiederfinden"
Das halte ich nicht für einen Beweis des Nationalismus. Ich interpretiere die Aussage so, dass das Land im Sinn von Landschaft, geografischen Strukturen und klimatischen Bedingungen immer existieren wird. Dagegen kann Heines alte Mutter sterben.

Gruß
Wolfgang

Heinrich Heine - Leben, Leiden, Werk und Hintergrund

Hallo,
vielleicht wäre Patriot dass richtige Wort - ganz sicher bin ich mir da aber auch nicht ... Vielleicht wäre Heimatliebe oder ein ähnliches Wort passender.

Es ist schon richtig, dass Heine Deutschland und Frankreich für historisch wichtige Länder hielt und dass er an eine "Sendung" dieser Länder glaubte. Deutschland als Land der Ideen und Frankreich als Land der Tat.

Als Chauvinist oder Nationalist würde ich ihn nicht sehen. Ich kann mich da Gylmans Argumenten anschließen (übrigens auch der Deutung der Nachtgedanken, die meines Erachtens auch nur mit Heimweh zu tun haben).
Heine liebte Deutschland und Deutsch war seine Muttersprache, die »ein Vaterland selbst demjenigen, dem Torheit und Arglist ein Vaterland verweigern« ist. Als Jude war Heine nicht als vollwertiger Deutscher anerkannt und bestimmte Berufe standen ihm nicht offen. Das ist nicht die Position, aus der sich Nationalismus oder Chauvinismus entwickeln. Aber die Literatur und Philosophie in Deutschland machten das Land für Heine zu einem besonderen Land, von dem er eine Menge erwartete.

[edit 10 min später]
[...] Ich höre schon ihre Bierstimmen: »Du lästerst sogar unsere Farben, Verächter des Vaterlands, Freund der Franzosen, denen du den freien Rhein abtreten willst!« Beruhigt euch. Ich werde eure Farben achten und ehren, wenn sie es verdienen, wenn sie nicht mehr eine müßige oder knechtische Spielerei sind. Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland ebensosehr wie ihr. [...]
(Aus dem Vorwort von Deutschland. Ein Wintermärchen)

Das Zitat oben im Text stammt aus dem Aufsatz Die Romantik von 1820
[/edit]

Gruß
Wolfgang

Heinrich Heine - Leben, Leiden, Werk und Hintergrund

 Danke 07.01.2003 (18:17) base
Ich danke euch allen für die Einblicke die ihr mir gabt. Es hat mir sehr geholfen, und auch beruhigt, und nun kann ich Heine wieder mehr oder weniger Sorgenlos und mit voller Freude geniessen.

Nochmal Danke.

Sven (base)
 Re: Danke 07.01.2003 (20:23) Gylman
Hallo Base,
ich danke Dir auch. Wir hatten eine interessante Diskussion!
Weiterhin viel Freude mit Heinrich Heine!
Gylman
 Re: Danke 08.01.2003 (18:15) adilos
Hallo Base,Gylman und zwar auch Wolfgang
ich gebe zu ,das war eine wertvolle interessante Diskussion .
ich gebe auf , Heine ist nicht nationalist .Sicherlich hat er
Heimweh ,Heimatliebe und Sehnsucht nach Vaterland .parallel
dazu kenne ich eine berühmte Heines Aussage und bitte euch
nach interpretation ,nämlich :"ich kenne den text ,ich kenne
die Weise , ich kenne die Herrn Verfasser ,ich weiss , sie
tranken heimlich Wein und predigten offentlich Wasser"
Danke
Hallo adilos,
der Sinn der Zeilen wird klarer, wenn man sie im Zusammenhang liest. Es handelt sich um Zeilen aus Caput 1 von Deutschland. Ein Wintermärchen. Es geht darum, dass den Menschen eine bessere Zeit im Jenseits versprochen wurde/wird, um sie von irdischen Sorgen abzulenken und sie zu vertrösten. Die "Vertröster" werden als Heuchler dargestellt, die selbst in Freuden leben, aber anderen Armut predigen.

Gruß
Wolfgang

Heinrich Heine - Leben, Leiden, Werk und Hintergrund

PS Ich schließe mich dem Dank der Vorredner an :-)

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