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 Still ist die Nacht... 16.12.2005 (19:44) Julian
Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.

Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe -
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.

Du Doppelgänger! du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht, in alter Zeit?

Also, ich habe Schwierigkeiten, dieses Gedicht zu interpretieren und wollte euch deshalb fragen, was ihr von meinen Interpretationsansätzen bisher haltet und ob ihr noch weitere Hinweise für mich hättet.

-In diesem Gedicht scheint Heine die unglückliche Liebe zu seiner Cousine Amalie zu behandeln.
-Mit diesem Liebeskummer- und Sehnsuchtsgedicht greift er ein typisches Thema der Romantik auf, aber dennoch ironisiert er es auch.
-Die Zeile "Doch steht noch das Haus auf dem selben platz", ist z. B. sehr ironisch.
-Dann beschreibt er, wie er sich selbst vor dem Haus stehen sieht - will er sich damit von seinen Gefühlen distanzieren?
-Kann es sein, dass er sich des andauernden Schmerzes über den Verlust erst plötzlich bewusst wird, so wie er erst das eigene Antlitz erkennt, als plötzlich der Mond darauf scheint?
-Ist mit "Doppeltgänger" gemeint, dass er zum wiederholten Male zum Haus gegangen ist, oder ist es im Sinne "Doppelgänger" gemeint?
-Warum ist er ein "bleicher Geselle"? Vielleicht, weil der Schmerz schon verblichen ist, weil der trauernde "Doppeltgänger" nur noch ein bleiches Abbild der eigentlichen Trauer direkt nachdem der "Schatz" die Stadt verlassen ist?
-Ist so auch das Nachäffen zu verstehen? Als ironische Distanzierung des Autors von seinem eigenen Leid?

Ich würde gerne wissen, ober ihr dieser Interpretation etwas abgewinnen könnt, danke an jeden der mir hilft!

mit freundlichen Grüßen,
Julian

 Re: Still ist die Nacht... 20.12.2005 (15:45) Robert
Hallo Julian,
endlich mal jemand, der wirklich was zur Diskussion stellt und nicht nur hofft, ein paar Infos für die nächste Deutschklausur abzuzocken ...

Ich gehe Deine Punkte mal durch:
Amalie: Mit den biographischen Bezügen wäre ich vorsichtig. Kann schon sein, daß seine unglückliche Liebe zum reichen Cousinchen ein paar Gedichte angeregt hat, aber für die Interpretation hilft das gar nichts.
Romantik/Ironie: Stimmt sicher, allerdings gehört die Ironie natürlich selbst zur Romantik. Daß das Haus noch da ist, während die Liebste weg ist, gibt dem Gedicht aber in der Tat etwas humorvolles: So schlecht kann es dem lyrischen Ich wohl doch nicht gehen, wenn er noch soviel Distanz zum eigenen Liebeskummer hat.
Vor dem Haus sich selbst stehen sehen: Distanz stimmt sicherlich. Ich finde Deine Beobachtung sehr treffend, daß da offenbar ein schon fast vergessener Schmerz wieder wachgerufen wird. Deshalb wohl auch der "Doppeltgänger" (was einfach die um 1800-1830 noch ganz gebräuchliche SChreibung für unseren "Doppelgänger" ist, findet sich z.B. bei E.T.A. Hoffmann, den Heine sehr schätzte, in der Form)- erst in der Begegnung mit dieser Figur aus der Schauerromantik (bei E.T.A Hoffmann begegnen den Helden ja immer ihre Doppelgänger, die für die düstere, unheimliche Seite ihrer Existenz stehen)sieht sich das lyrische Ich mit der fast vergessenen Vergangenheit und altem Liebesschmerz konfrontiert. Zugleich ist das Liebesleid ja wohl doch nicht mehr ganz so akut, da ihn das Nachäffen durch den Doppelgänger zwar daran erinnert, ihn aber doch offenbar nicht mehr so ganz quält - wie ein düsterer Schatten oder eine Spukgestalt eben, irgendwie furchterregend, aber keine echte Bedrohung. Das paßt zum "bleichen Gesellen" (der einem ab und an übrigens auch als Metapher für den Mond, der hier ja die Szene bescheint, begegnet). Du siehst, ich kann Deiner Deutung viel abgewinnen!
Viel Spaß mit Heine!
Robert
 Re: Still ist die Nacht... 23.12.2005 (17:57) Julian
Dankeschön für die Hilfestellung! Wunderbar, dann war meine Deutung wohl nicht ganz abwegig:). Das mit Amalie habe ich nur reingebracht, weil wir eine Kurzbiographie von Heine in die Hand gedrückt bekommen haben und unter dem Druck eine Beziehung zwischen Gedicht und Biogr. herzustellen war das daws einzige, was gepasst hat...

Also danke nochmal und schöne Weihnachten!

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