| | | | | | Hallo Maja, ich denke, mit der Rede von dem Aus-dem-Atta-Troll-Hervorkichern des Freiligrathschen Mohrenfürsten versucht Heine lediglich, seine Freiligrath-Parodie auf eine humoristisch-harmlose Ebene zu heben (oder vielleicht besser: zu senken). Wenn ich mich recht entsinne, ist das Vorwort ja erst zur Einzelausgabe von 1847 entstanden, d.h. zu einer Zeit, als Heine sich selbst ja noch einmal für eine Weile deutlich "politischer" verortete (vom "Wintermärchen" bis zu allerlei "Zeitgedichten", die teils schon in den "Neuen Gedichten", teils erst 1851 im "Romanzero" erscheinen; vgl. aber auch z.B. das Vorwort zu Alexander Weills Novellen aus diesem Jahr)- und die Radikalisierung Freiligraths ja auch positiver beurteilte. Die Freiligrath-Kritik, die in der "Mohrenfürsten"-Parodie liegt, wird ja deutlich zurückgenommen, wenn man sie nur zu einem harmlosen literarischen Scherz herunterspielt. Grundsätzlich (und nicht nur bei Heine) ist es ja ohnehin problematisch, wenn Autoren ihre Texte im Nachhinein kommentieren - und gerade Heine war in dieser Hinsicht mit seinen Vorworten ja ausgesprochen aktiv. Ähnlich deutet er ja im Vorwort zur dritten Auflage der "Neuen Gedichte" (1852) den "William Ratcliff" von einer Schicksalstragödie zu einem politischen Kampfstück um, weil ihm das - fast dreißig Jahre nach der Erstveröffentlichung - jetzt so in den Kram paßte... Aber, ehrlich gesagt, gehört das zu den Sachen, die mir Heine so sympathisch machen: Irgendwie sagt er irgendwo und irgendwann fast immer etwas, was andere Aussagen bricht oder konterkariert - und dann fängt das genaue Lesen und Interpretieren ja erst an. Viele Grüße Robert |