| | Lieber Matthias, ich denke, man kann die beiden Textstellen nicht so gegeneinander ausspielen, wie Du es tust. Allein schon, weil das eine ein Vorwort, bei Heine immer der Ort programmatischer Aussagen, und noch dazu das Vorwort zu "Deutschland. Ein Wintermärchen", einem seiner bissigsten Werke ist, und das andere ein Gedicht. Und was die beiden verbindet, ist die Aussage, daß er mit den politischen Verhältnissen des Restaurationssystems nichts zu schaffen haben möchte, aber Deutschland dennoch liebt - die Liebe zur Mutter ist eine Art Chiffre dafür, ähnlich wie im "Wintermärchen" die vielen Passagen über das hervorragende deutsche Essen (Bei Heine geht Liebe im wahrsten Sinne des Wortes durch den Magen.).
Wichtig ist daran, daß Heine hier gegenüber seinen Kritikern, in deren Augen er als Exilant, als Jude und als "Linker" verächtlich ist und für die er kein "wahrer Deutscher" sein kann (und folglich nicht für Deutschland sprechen kann), deutlich macht, daß er mit mindestens dem gleichen Recht darauf beharren kann, seine Meinung zu äußern und von Frankreich aus in den Ideenkampf einzugreifen.
Das Vorwort ist in dieser Hinsicht ein absoluter Schlüsseltext für Dein Thema. Wichtig wären sicherlich auch die letzten Seiten von "Zur Geschichte der Religion und Philosophie" in Deutschland (http://gutenberg.spiegel.de/heine/religion/religion.htm) mit seiner Vision einer von Deutschland ausgehenden Revolution. Und die "Zeitgedichte" aus den "Neuen Gedichten", die ja sehr direkt auf politische Entwicklungen im Deutschland der 1840er Jahre reagieren.
Viele Grüße! Robert |