Hallo Philip,
endlich wieder jemand, der eine konkrete Frage und eigene Ideen postet :-)
Trotzdem eine kleine Kritik: Groß und Kleinschreibung zu verwenden vereinfacht aber das Lesen ungemein ;-)
Das Thema Heine und die Romantik ist sicher nicht so ganz einfach zu fassen. Du hast sicher recht, wenn Du meinst, dass »es so nicht funktionieren kann« mit der Romantik - die Realität ist eban etwas ganz anderes (»Doch kommt die Morgensonne, /Zerfließt's wie eitel Schaum«). Aber Heine liebte trotzdem die Romantik und hat sich auch relativ kurz vor seinem Tod wieder dazu geäussert (1854):
»Ein geistreicher Franzose - vor einigen Jahren hätten diese Worte einen Pleonasmus gebildet - nannte mich einst einen romantique défroqué. Ich hege eine Schwäche für alles, was Geist ist, und so boshaft die Benennung war, hat sie mich dennoch höchlich ergötzt. Sie ist treffend. Trotz meiner exterminatorischen Feldzüge gegen die Romantik blieb ich doch selbst immer ein Romantiker, und ich war es in einem höhern Grade, als ich selbst ahnte. Nachdem ich dem Sinne für romantische Poesie in Deutschland die tödlichsten Schläge beigebracht, beschlich mich selbst wieder eine unendliche Sehnsucht nach der blauen Blume im Traumlande der Romantik, und ich ergriff die bezauberte Laute und sang ein Lied, worin ich mich allen holdseligen Übertreibungen, aller Mondscheintrunkenheit, allem blühenden Nachtigallenwahnsinn der einst so geliebten Weise hingab. Ich weiß, es war »das letzte freie Waldlied der Romantik«, und ich bin ihr letzter Dichter: mit mir ist die alte lyrische Schule der Deutschen geschlossen, während zugleich die neue Schule, die moderne deutsche Lyrik, von mir eröffnet ward. Diese Doppelbedeutung wird mir von den deutschen Literarhistorikern zugeschrieben. Es ziemt mir nicht, mich hierüber weitläufig auszulassen, aber ich darf mit gutem Fuge sagen, daß ich in der Geschichte der deutschen Romantik eine große Erwähnung verdiene.«
[H. Heine in Geständnisse]
Es gibt daneben ja auch noch Heines Aussage in
Wahrhaftig zu dem »Zeug«, das in der Romatischen Dichtung besungen wird: »Wie sehr das Zeug auch gefällt, /So macht's doch noch lang keine Welt.«
Ich denke aber, man darf Heine nicht
nur als Kritiker der Romantik verstehen.
Gruß
Wolfgang
Heinrich Heine - Leben, Leiden, Werk und Hintergrund