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 Matratzengruft-Lyrik 28.06.2004 (22:26) wölkchen
Hallo an alle!
Ich bin erst vor Kurzer Zeit mit den Gedichten Heines in Berührung gekommen und beschäftigte mich gerade hauptsächlich mit den Gedichten, in denen er sein Leiden beschreibt. Da in den sonstigen werken von ihm viel Ironie und Gesellschafts, so wie politik und sozialkritik steckt, und ich auch einige Sekundärliteratur gewältzt habe (teils sehr wiedersprüchlich) würde mcih mal die meinung von Heieliebhabern und kennern interessieren, ob er in diesen Gedichten nur sein Leiden zu Papierbringt und damit sein Soechtum publiziert und sich von der seele schreibt, oder ob man da " Mehr" hinen interpretieren muss( kann).
Für mich persönlich sind die gedichte eher aus dem Rahmen fallend und ich finde er macht Seinem leiden luft und befreit sich durch das schreibben, doch auf der Anderenm seite sind die gedichte , allein dadurch, dass sie geddichte sind schon wieder irgendwie humoristisch oder nicht so leidend, wie der reine Text vermuten liese.
Wenn jemand meinem konfusen Gedankengang noch folgen kann und vielleicht erkennt wo mein Problem liegt, der könnte mir durch kreative Denkanstöße vielleicht weiter helfen.
wenn ihr das  hier zu kofus fandet, dann tut es mir Leid.
Ich hoffe auf Antwort und danke schon mal im voraus für euer Bemühen.
Gruß Wölkchen
Hallo Wölkchen,
daß die Matratzengruft-Lyrik schon dadurch das bloße Leiden übersteigt, DASS es Gedichte sind, ist, finde ich, sehr schön und richtig gesagt.
Und sonst? Als erstes habe ich mich gefragt, welche Gedichte Du genau meinst. Die ganze Lyrik aus der Zeit, die Heine in der Matratzengruft lag (wozu der ganze "Romanzero" und die "Gedichte. 1853 und 1854" gehören würden und unter denen sich ja etliche politische, satirische etc. befinden), oder wirklich nur die, in denen es um sein Leiden geht, also z.B. der "Lazarus"-Zyklus aus dem "Romanzero"? Selbst dort (http://gutenberg.spiegel.de/heine/romanzro/roman217.htm)ist ja längst nicht nur vom Leiden die Rede, und einige Gedichte haben eine klare sozialkritische oder politische Tendenz. Z.B. "Weltlauf", "Lumpentum","Im Oktober 1849" und vor allem "Enfant perdu". Allerdings ist es, nach meiner Wahrnehmung, durchaus so, daß auch diese Gedichte natürlich nicht zu lesen sind, ohne daß man mitbedenkt, wer da spricht, nämlich ein lyrisches Ich (wie sehr es sich mit dem konkreten Menschen Heine deckt, ist eine andere Frage), das sich selbst als leidend und todgeweiht empfindet. Der Ton, der so entsteht, war völlig neu in der Literatur und wurde von den Zeitgenossen, teils begeistert, teils entsetzt, auch so empfunden. Der "Romanzero" war mit vier zeitgleichen Auflagen mit insgesamt 20.000 Exemplaren einer der erfolgreichsten Gedichtbände überhaupt. Komischerweise haben sich dann die Leser (und auch lange Zeit die Literaturwissenschaftler) dann lieber mit dem "Buch der Lieder" beschäftigt.
Konfus fand ich Deine Überlegungen überhaupt nicht - eher im Gegenteil: Das Besondere und Merkwürdige dieser Gedichte, die einer schreibt, der schon halb im Grabe liegt, aber doch noch mitten im Leben steht, hast Du doch genau erspürt!? Daß man kaum eines dieser Gedichte auf einen einfachen Nenner bringen und auf eine eindeutige Ausssage reduzieren kann, macht ja gerade ihre Stärke aus!
Mir ist der späte Heine inzwischen der liebste.
Robert
 Re: Mehr als nur Thematisieren des Leidens! 29.06.2004 (18:26) wölkchen
Vielen dank für deine Antwort!
Das die Gedichte aus seiner späten zeit sehr verschieden sind, finde ich auch sehr spannend und bewundernswert, da ich mir fast nicht vorstellen kann wie jemand der unter heftiger Multiblen Sklerose (? da giebts glaub ich auch noch andere meinungen) leidet, so hoch kritische und durchdachte gedichte schreiben kann. Doch ich bin der auffassung, dass gerade in dem unvollständigen Buch zum Lazarus Heine sehr persönlich wird, eventuell entfällt sogar das Lyrische ich und der Dichter schreibt selbst. Ich tue mir schwer in diese Gedichte etwas anderes hinein zu lesen. zum BEispiel in dem Gedicht, Wie langsam kriecht sie dahin, Die Zeit die schauderhafte schnecke!... Spricht er für mich über sein Zeit und Krankheits empfinden und sagt auchwie er auf diese Gedichte kommt, und das ihm das selbst manchmal eher unheimlich ist.
Diese LEidensgedichte fallen für mich etwas aus dem Rahmen, das macht sie sehr interessant. Doch diese makabere beschreibung des persönlichen Leidens anhand von Gedichten könnte natürlich auch eine Steigerung des Schmerzmotivs sein, das sich durch viele seiner ( auch älteren) Gedichte zieht, sowohl auf Liebesleiden, wie auch auf politische entäuschung zu beziehen.
Mich würde interessieren was du ( ihr alle) von der Theorie haltet, dass er in den leidensgedichten das Lyrische ich beiseite gelassen hat?
( weiß ja nich obs so was überhaupt giebt)

Grüße
wölkchen
 "Wie langsam kriechet sie dahin ..." 30.06.2004 (13:47) Robert
Hallo Wölkchen!
Daß in den Matratzengruft-Gedichten das lyrische Ich ziemlich nah, um es vorsichtig zu sagen, am Autor dran ist, würde ich auch so sehen - das wäre allerdings in jedem Einzelfall noch einmal vorsichtig zu prüfen. Zumindest im Lazarus-Zyklus des Romanzero gibt es durchaus so was wie Rollen-Gedichte oder zumindest Selbststilisierung (z.B. Entfant perdu).
Und ganz sicher kann man wohl sagen, daß Heine in den Leidensgedichten viele Motive früherer Gedichte aufgreift und so, wie Du schreibst, z.B. vom Liebesleid zum körperlichen Leiden kommt.
Um auf "Wie langsam kriechet sie dahin ..." einzugehen: Zunächst geht es, zwei Strophen lang, ja tatsächlich nur um das Zeitempfinden des Leidenden, dann wird es aber poetologisch: Ein Dichter erklärt, wie und warum er dichtet. Und einige der Motive verweisen dabei durchaus über die Matratzengruft zurück auf das ganze Werk Heines, z.B. der "bunte Umzug", der die Wilde Jagd im Atta Troll aufruft, die "schaurig süßen Orgia", die auf die sensualistischen Tendenzen seit den 1830er Jahren verweisen etc. Es geht, scheint mir, nicht nur um die Bedingungen des eigenen Produzierens unter den Bedingungen der Matratzengruft, sondern um sein poetisches Schaffen überhaupt: Wie und warum entstehen Gedichte. Das läßt sich, denke ich, auch jenseits der biographischen Situation des todkranken Heine lesen. Aber das macht diese Texte ja nur um so besser ...
Gruß
Robert

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