| Ich lese gerade im Zweiten Buch Börne und finde:
" Es ist heute junges Licht, und trotz aller wehmütigen Zweifelsucht, womit sich meine Seele hin und her quält, beschleichen mich wunderliche Ahnungen ... Es geschieht jetzt etwas Außerordentliches in der Welt ... Die See riecht nach Kuchen, und die Wolkenmönche sahen vorige Nacht so traurig aus, so betrübt ... "
Ein paar Zeilen später heißt es:
" Ich wandelte einsam am Strand in der Abenddämmerung. Ringsum herrschte feierliche Stille. Der hochgewölbte Himmel glich der Kuppel einer gotischen Kirche. Wie unzählige Lampen, hingen darin die Sterne; aber sie brennen düster und zitternd. Wie eine Wasserorgel, rauschten die Meereswellen; stürmische Choräle, schmerzlich verzweiflungsvoll, jedoch mitunter auch triumphierend. Über mir ein luftiger Zug von weißen Wolkenbildern, die wie Mönche aussahen, alle gebeugten Hauptes und kummervollen Blickes dahinziehend, eine traurige Prozession ... Es sah fast aus, als ob sie einer Leiche folgten ... Wer wird begraben? Wer ist gestorben? sprach ich zu mir selber. Ist der große Pan tot? "
Aber - und das bringt mich zu meiner Vermutung: im gesamten Zweiten Buch findet sich vorher nichts von diesen Wolken. Der Leser mag das online und mit Suchfunktion kontrollieren auf
http://gutenberg.spiegel.de/buch/373/2
Daher meine Frage: Ist das ein Redigierfehler Heines? Gibt es vielleicht eine andere Version, in der die Reihenfolge stimmt? Kennt jemand eine 'Entschuldigung' anderer Art?
In Heines Börne erkenne ich deutlich, wie stark Heine seine Texte konstruiert. Ich halte seine Bezüge und Metaphern für genial und liebe ihn deshalb - umso mehr interessieren mich Kommentare zu meiner Vermutung.
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