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 Heine-Forum
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Hallo zusammen.
Ich schreibe demnächst meine Abiklausur in Deutsch und hab zu genannten Caputen einmal grundsätzliche Fragen: Was genau spricht Heine an,wenn er über das exquisite Essen erzählt? ...
"Der Tisch war gedeckt. Hier fand ich ganz
Die altgermanische Küche."
"altgermanisch" gleich zu Anfang von Caput IX definiert in meinen Augen natürlich das bestehende monarchische Regime,was Heine natürlich fortweg im Roman anprangert.
Allgemein gesagt: Verweist er durch das exemplarische Aufführen des exquisiten Essens damit auf das gute und erfüllte Leben des Adels hin?
Denn dem Volk war solch ein Mahl sicher nicht zugänglich!
Siehe Hunger,Armut,Arbeitslosigkeit usw... =>48'er Rev. .

Des weiteren: Prangert Heine eigentlich ausser in politischer Hinsicht auch wirtschaftlich gesehen Deutschland an?

Zu Caput X:
Wegen seiner ironischen und satirischen Erzählensform wird mir in diesem Caput nicht deutlich,ob er nun wirklich mit den Westfalen symphatisiert oder was er in diesem Caput zum Ausdruck bringen will?

Ich bedanke mich schonmal im Voraus und hoffe auf,vor allem schnelle :),Antworten!
Die Zeit drängt leider!

MfG,Marc
 Altgermanische Küche 06.05.2004 (09:45) Robert
Hallo Marc,
auf die Schnelle eine Antwort auf Deine Frage nach Caput IX:
Ich denke nicht, dass Heine hier mit der "altgermanischen Küche" die Verschwendungssucht des Adels oder dergleichen anprangert - dafür sind die Speisen dann auch doch zu bürgerlich und zumindest für Heines Millieu durchaus normal.
Bei Heine ist es vielmehr so, dass die Liebe - und vor allem auch die Heimatliebe! - durch den Magen geht: Es gibt zahlreiche Stellen, wo die Verbundenheit mit der Heimat über das Lob ihrer Speisen ausgedrückt wird. Im Wintermärchen z.B. beim Essen mit der Mutter in Hamburg, in einem frühen Gedicht, in dem Westfalen das "Vaterland der Schinken" genannt wird, im "Vitzliputzli", wo sich die von den Azteken belagerten Spanier zurück zum Olla-Potrida-Eintopf ihrer Heimat wünschen etc. Die Verbundenheit mit der Heimat wird so ganz konkret und sinnlich - und kann dadurch unbeschadet neben politischer Kritik an Deutschland stehen. Daneben steht das Essen natürlich auch für spießbürgerliche Behaglichkeit, die politisches Engagement oder gar die Revolution verhindert: Vgl. das Gedicht "Zur Beruhigung", das zeitgleich mit dem "Wintermärchen" 1844 in den "Neuen Gedichten" gedruckt wurde. Dort heißt es von den deutschen Fürsten:

"Wir nennen sie Väter, und Vaterland
Benennen wir dasjenige Land,
das erbeigentümlich gehört den Fürsten;
Wir lieben auch Sauerkraut mit Würsten."

Dort ist die Liebe zum heimatlichen Essen so stark, dass für die Revolte kein Platz bleibt. Diese Zwiespältigkeit von Zuneigung für das Einfache, Bürgerliche, Behagliche, die sich im Lob der deutschen (Regional-)Küche ausdrückt, prägt im übrigen, um zu Deiner zweiten Frage zu kommen, auch Caput X: Natürlich wäre es dem Ich-Erzähler des "Wintermärchens" lieber, die Westfalen würden sich revolutionär erheben - was sie ihm aber liebenswert macht, ist gerade ihre spießige Trägheit.
Ich hoffe, das hilft ein bißchen weiter ...
Gruß!
Robert
 Re: Altgermanische Küche 27.01.2005 (23:14) Marc
Das hat mir sehr weitergeholfen Robert!
Durch deinen Beitrag habe ich einen anderen Blickwinkel erlangen können, was es mir an vielen Stellen leichter machte, Heine zu verstehen ... in der Abiklausur ging es so von der Hand und es hat mir doch tatsächlich richtig Spass gemacht, dass ich über Heine in meiner Abiklausur schreiben durfte.

Falls es dich interessiert: Letztlich kam eine 2- bei rum( ...und ich habe das Abitur natürlich bestanden ;) )... sicherlich nichts weltbewegendes, doch für die Klausur, bei dem Lehrer, mit den Verschärfungen bzgl. Korrektur (jede Klausur, davor war es immer Stichporbenartig, wurde nach Arnsberg geschickt zur Co-Korrektur) bin ich schon recht zufrieden ... allerdings sehr ärgerlich, dass ich mir meine Fehler erst in 10 Jahren anschauen darf! :|

Nun ist zwar eine soo lange Zeit vergangen(ich war im Ausland ...), und es ärgert mich ehrlich gesagt sehr, dass ich mich nicht eher melden konnte... weil ich finde das gleicht dann eher einem Ausnutzen á lá "Hab den ollen Heine-Kerl jetzt inner Penne, protz ich mal eben mit meinem mitgeschriebenen Halbwissen, so dass mir die naiven Leute hier im Forum helfen .. wofür soll ich mich auch selbst zum Nachdenken anstrengen?!"

Aber trotzdem denke ich, dass es für ein ehrlich gemeintes Danke Schön nie zu spät ist!
Von daher danke ich dir, lieber Robert, nochmal besonders, aber auch den ganzen anderen Leuten aus dem Forum.
Das alles hat mir sehr weitergeholfen ...

Macht weiter so und vor allem damit, den Leuten nicht alles haargenau für ihre Hausaufgaben oder Interpretationen vorzukauen ... finde es sehr gut, wenn man wie Robert die Kinnerz zum Nachdenken anregt!

Das macht tatsächlich Spass ... vor allem wenn man bemerkt, was für nen witziger Typ Heine eigentlich gewesen ist und mit welcher Wortgewandtheit er die vermeintlichen "Geistlichen" aufs Korn genommen hat .. hehe!
(empfehlen kann ich im übrigen auch das Berthold Brecht Forum!!!!!!!)

Ich werde jetzt wieder öfters vorbeischauen!

Ach und nochwas Robert:
Sagt dir Unna etwas?! Da komme ich her und auch Heine kam hier vorbei ... verewigt hat er sich auch in unserer Innenstadt. :)

Bis dann ...
Marc

Dies ist ein Beitrag aus dem Forum "Heinrich-Heine-Forum". Die Überschrift des Forums ist "Heine-Forum".
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