 |  | Hallo Tess, es geht in diesem Fall um einem "der Mönchskutte entlaufenen Romantiker" (romantique defroque) Ich beantworte Deine Frage mit einem Heine Zitat:
Ein geistreicher Franzose - vor einigen Jahren hätten diese Worte einen Pleonasmus gebildet - nannte mich einst einen "romantique défroqué". Ich hege eine Schwäche für alles, was Geist ist, und so boshaft die Benennung war, hat sie mich dennoch höchlich ergötzt. Sie ist treffend. Trotz meiner exterminatorischen Feldzüge gegen die Romantik blieb ich doch selbst immer ein Romantiker, und ich war es in einem höhern Grade, als ich selbst ahnte. Nachdem ich dem Sinne für romantische Poesie in Deutschland die tödlichsten Schläge beigebracht, beschlich mich selbst wieder eine unendliche Sehnsucht nach der blauen Blume im Traumlande der Romantik, und ich ergriff die bezauberte Laute und sang ein Lied, worin ich mich allen holdseligen Übertreibungen, aller Mondscheintrunkenheit, allem blühenden Nachtigallenwahnsinn der einst so geliebten Weise hingab. Ich weiß, es war »das letzte freie Waldlied der Romantik«, und ich bin ihr letzter Dichter: mit mir ist die alte lyrische Schule der Deutschen geschlossen, während zugleich die neue Schule, die moderne deutsche Lyrik, von mir eröffnet ward. [Heine: Geständnisse. Heine: Werke, S. 6278 (vgl. Heine-WuB Bd. 7, S. 99)]
Gruß Gylman |